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vom 16.05.2018 - Autorin: "Sanny"

Ich merke, dass ich doch für mich meine unvollkommenen, in Entwicklung begriffenen Gedanken zu Gottes Liebe, Gottes Allmacht und der Frage nach dem Leid in der Welt schriftlich fassen möchte.

Zunächst einmal geht mir durch den Kopf, ob all dieses Gerede von Gottes Allmacht vielleicht einfach nur der Sehnsucht von Menschen entsprungen ist, dass es jemanden gibt, der wie ein großer Zauberer alles Mögliche und Unmögliche tun kann, so dass sie selbst sich sicher fühlen können, wenn es ihnen gelingt, sich dieses Wesen irgendwie gnädig stimmen. Die kaum zu ertragende Ur-Angst, den Widrigkeiten des Lebens schutzlos ausgeliefert zu sein, braucht einen Schutzzauber dagegen … ein „allmächtiger“ Gott. Damit verbunden all der alte Kult der Opferungen, der Gesetze, die man halten muss …

Darum der Versuch vieler Religionen, es „schwarz auf weiß“ (als Buch) zu haben, was man tun muss … wie Gott ist … was Gott getan hat … was Gottes „Plan“ für diese Welt ist … Darum dieses Festhalten an vermeintlichen Sicherheiten, die man aus diesem Buch ziehen will, und das korinthenkackerische Beharren auf buchstabengetreuen Auslegungen. Darum der vehemente Kampf gegen alle, die diese Sicherheiten in Frage stellen wollen.

Dieses Bild von „allmächtiger Gott“ und „ohnmächtiger Mensch“ macht mich selbst zu klein und schwach und nimmt mir damit den Mut, mich der Welt, wie sie ist, zu stellen ... und es befreit mich von der Notwendigkeit, mein Leben zu gestalten, meine Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen.



Ich merke, dass ich Gott immer weniger so sehe. Dieses Bild von „allmächtiger Gott“ und „ohnmächtiger Mensch“ macht mich selbst zu klein und schwach und nimmt mir damit den Mut, mich der Welt, wie sie ist, zu stellen ... und es befreit mich von der Notwendigkeit, mein Leben zu gestalten, meine Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen. Es schiebt Verantwortung ab, fördert Fatalismus und Hilflosigkeit oder blinden Gehorsam. Es fördert Abhängigkeiten und Machtmissbrauch durch solche Menschen, die sich die Angst und Unterwürfigkeit derart Gläubiger zunutze machen, um daraus ihr eigenes Süppchen zu kochen.

Außerdem setzt das Bild eine Trennung voraus, die ich immer weniger empfinde. Wenn ich mir die Welt betrachte, gibt es so viele Kreisläufe und Wechselwirkungen zwischen allem, was ist und was geschieht, dass ich nicht anders kann, als mir die Welt als Ganzes „verbunden“ und daher als „Einheit“ vorzustellen, wo jedes einzelne Teil gleichzeitig „einzeln“ und „zusammen“ ist, wo jedes Teil für sich einzigartig ist und doch gleichzeitig zugehörig zum Ganzen. Das hat Auswirkungen auf mein Bild von dem, wer oder wie „Gott“ ist. Wenn ich Gott als den verstehe, aus dem alles entstanden ist, bin ich ihm auf viel tiefere Weise verbunden, habe ich Anteil an seinem Wesen, bin ich selbst als ein Teil Gottes in ihm und er in mir. (Das männliche Personalpronomen stört mich gerade, aber so ist unsere Sprache ...) So, wie ein Kind aus Zellen entsteht, die einmal Teil der Eltern waren (und damit Teile ihres Wesens, Aussehens usw. in sich trägt), und doch etwas ganz Neues, Eigenes, Einmaliges wird, sehe ich alles, was aus Gott gekommen ist (nicht bloß die Menschen), als Teil Gottes und zugleich Eigenes an. Und viel Leid, das es auf dieser Welt gibt, entstammt für mich aus einem Ungleichgewicht zwischen dieser Verbundenheit und Individualität. Wo immer das eine zu Lasten des anderen betont wird, entsteht Schmerz und Leid, und das hat Auswirkungen sowohl auf die Einzelnen als auch auf das Ganze. Und vielleicht ist unser ganzes Leben ein immerwährender Versuch, das Gleichgewicht zu finden. Und das Jesus zugeschriebene Wort „Liebe Gott, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (das es mit anderen Worten in vielen weiter entwickelten Religionen gibt, die sich aus den religiösen Anfängen befreit haben) übersetze ich für mich als genau diesen Versuch, das Gleichgewicht zwischen Gott 😊 dem Ganzen), dem anderen Individuum (was für mich allumfassender als nur „Menschen“ auch Tiere, Pflanzen usw, beinhaltet) und mir selbst herzustellen. „Gott“ ist für mich dabei weniger eine außerhalb der Welt existierende Größe (wie es anklingt, wenn man sagen würde: falls ein Gott die Welt geschaffen hat, dann hat er sich seit ihrer Erschaffung nicht mehr um sie gekümmert), sondern die (leidende und um ihr Gleichgewicht ringende) Welt selbst. (Ja, meine Gedanken gehen hier vermutlich in die Richtung Pantheismus … nur dass ich für mich keinen Widerspruch darin sehe, „Gott“ gleichzeitig als „Ganzes“ und als „Person“ aufzufassen, die ich durchaus im Gespräch mit „du“ anrede.)

Wenn ich Gott als den verstehe, aus dem alles entstanden ist, bin ich ihm auf viel tiefere Weise verbunden, habe ich Anteil an seinem Wesen, bin ich selbst als ein Teil Gottes in ihm und er in mir.


Kommt in das Ganze noch der Moment von Chaos und Zufall hinein, welche das Gleichgewicht stabilisieren oder stören können, und auf diese Weise sowohl zu „Glück“ als auch zu „Leid“ beitragen (z.B. zufällige Entdeckungen, die zu Verbesserungen der Lebensbedingungen von Menschen beigetragen haben … Naturkatastrophen, die z.B. mit einem Schlag die Dinosaurier ausgelöscht haben oder unzählige Menschenleben kosten …). Natürlich könnte man sagen, ein „allmächtiger“ Gott müsste so ein Leid verhindern können, und ein „liebender“ Gott müsste es verhindern WOLLEN, wenn er es denn könnte. Aber wenn ich mir als Gegenentwurf eine Welt ohne Zufall vorstellen würde, in der alles nur geplant und strikt nach Muster abläuft, finde ich das ebenso gruselig, wenn nicht sogar noch viel schrecklicher als die Welt, in der wir leben. Und vielleicht kann „Liebe“ nur Teil einer derart unvollkommenen Welt sein, die immer weiter nach dem Gleichgewicht (und daher der Vollkommenheit) strebt. Vielleicht kann aus einem Gott, der Liebe ist, gerade keine Welt entstehen, die frei von Leid ist, so sehr auch die Liebe alles dafür tun will, um Leid zu verhindern und zu verwandeln. Wo Licht ist, ist auch Schatten … und zur Liebe gehört die Möglichkeit des Leidens untrennbar dazu.

Übrigens schließen sich „Liebe“ und „Macht ausüben“ für mich aus … (noch ein Grund, warum ich die „Allmachtsthese“ in Bezug auf Gott immer fragwürdiger finde!). Liebe beinhaltet für mich immer Freiheit, Loslassen, Annahme … Macht dagegen Manipulation, Unterdrückung, Nichtachtung. Ein „allmächtiger“ Gott, der alles genau plant, wäre für mich kein „liebender“ mehr, weil damit alles, was in der Welt ist, nur noch Marionette Gottes und damit „Objekt“ wäre.


Insofern erlebe ich das „Kümmern“ Gottes nicht als „allmächtiges Eingreifen“, sondern als „In-allen-Umständen-mit-mir-Sein“.


Insofern erlebe ich das „Kümmern“ Gottes nicht als „allmächtiges Eingreifen“, sondern als „In-allen-Umständen-mit-mir-Sein“. Gott „kümmert“ es, was in der Welt geschieht und wie wir uns fühlen. Aber es ist UNSERE Verantwortung, wie wir mit uns selbst, miteinander und mit der Welt umgehen.
DASS es ihn kümmert (da kommt jetzt mein christlicher Glaube ins Spiel), hat für mich den größten Ausdruck der Liebe Gottes in Jesus gefunden: in seinem Leben, seiner Botschaft, seinem Leiden und Sterben und seiner Auferstehung, in der radikalen Annahme aller Ausgegrenzten, im Aufzeigen, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, und in der Verheißung seines Geistes (Teilhabe!).
 
Eine Ergänzung zum Schluss, weil ich in Gedanken schon ein entrüstetes christliches „Aber das geht doch nicht, Gottes Allmacht anzuzweifeln!“ höre, das ich vor nicht allzu langer Zeit noch selbst ausgerufen hätte. Ich „zweifele“ nicht an Gottes Allmacht. Natürlich „kann“ ein Gott, dem es möglich war, unsere Welt zu erschaffen, unendlich viel – und ist in dem Sinne vielleicht „allmächtig“ zu nennen. Ein Beispiel, um zu verdeutlichen, was ich meine: Ich „kann“ mein Kind rein theoretisch töten. Ich habe die Macht, mir eine Waffe zu besorgen und das zu tun. Aber es widerspricht meinem Wesen als liebende Mutter zutiefst. Ich WÜRDE es nicht tun – und insofern „KANN“ ich es letztlich auch nicht tun. Und so ähnlich sehe ich das mit Gott … dass es einfach in seinem Wesen liegt, so zu sein, wie er ist … und dass er daher bestimmte Dinge einfach nicht tun WÜRDE, als der Gott, der Liebe ist … und insofern ist er dann de facto NICHT „allmächtig“.
 
 

 


Über "Sanny"

Unsere Autorin, die unter dem Pseydonym "Sanny" schreibt, möchte aus Gründen, die ihr in ihrem Beitrag "Eine Momentaufnahme meines Weges" erfahren könnt, nicht namentlich genannt werden ;)

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