vom 17.07.2017 - Autor: John Shore - übersetzt von Marco Neumann
Eine Frau schrieb mir, dass sie in jeder Hinsicht – außer der rechtlichen – gleichwertig mit einem Mann und einer Frau verheiratet ist. Ich fragte meine neue Bekannte, ob sie mit einem Interview dazu einverstanden wäre. Erst war sie zurückhaltend – aber wie sie es ausdrückt „die Gelegenheit, anderen einen kurzen Einblick in unser Leben zu geben, ist zu gut, um sie zu verpassen.“ Deshalb hier nun unser Interview.
Paar-, Familien- und Beziehungsberatung für alle denkbaren Konstellationen - polyamor ebenso wie monogam, homosexuell, bisexuell oder heterosexuell - besucht uns auf:
Könntest Du uns eine kurze Definition davon geben, was „polyarmor“ bedeutet?
Ehrlich gesagt, der Begriff „polyamor“ war bei uns nicht auf dem Schirm als wir uns ineinander verliebt haben. Erst später haben wir gemerkt, dass es einen Begriff dafür gibt, was wir sind. Wenn wir einen Begriff brauchen, denken wir über uns selbst als „poly-fidel“ - so bezeichnen Polys diejenigen, die mehr als eine Person langfristig und treu lieben. Einige Menschen halten sich für polyarmor, weil sie glauben, sie brauchen oder wollen mehrere Beziehungen zur selben Zeit. Das ist jedoch keine gute Beschreibung für uns. Wir alle fühlen, dass wir tatsächlich mit einer Person zufrieden sein könnten. Es ist nur so, dass wir uns in zwei verliebt haben – und das auch noch alle zur selben Zeit… und wir entdeckten (durch eine Menge offener und ehrlicher Kommunikation!), dass das für uns alle nicht nur okay ist, sondern dass es etwas ist, was wir alle wollten.
Wie viele Menschen sind in Eurer Beziehung?
Drei. Ein Mann, zwei Frauen.
Wie lange wart ihr schon zusammen?
Wir waren lange Zeit gute Freunde, mit Kindern, die als Babies zusammen aufwuchsen.
Wie alt seid Ihr?
38, 39, 41.
Wir wurden beide so erzogen, dass uns nicht einmal bewusst war, dass das überhaupt eine Möglichkeit wäre.
Waren zwei von Euch bereits in einer Beziehung bevor der dritte dazukam?
Ich war eine (geschiedene) Single-Mutter und sie waren ein glücklich verheiratetes Ehepaar. Nach meiner Scheidung hatte ich die Freude, endlich frei von eine Ehe zu sein, in der Missbrauch herrschte. Ich versorgte vier Kinder mit sehr wenig Unterstützung, aber es ging. Sie war jahrelang meine beste Freundin. Und wir waren einander schon immer näher als Schwestern. Menschen haben schon immer Kommentare darüber gemacht, wie nah wir einander waren, aber wir haben niemals daran gedacht, dass das auch sexuell sein könnte. Wir wurden beide so erzogen, dass uns nicht einmal bewusst war, dass das überhaupt eine Möglichkeit wäre.
Um eine lange Geschichte ganz kurz zu machen: Wir drei fingen an mehr und mehr Sachen gemeinsam zu machen und es… funktionierte richtig gut. Wir kamen alle drei unglaublich gut miteinander aus und irgendwann merkte meine beste Freundin, dass sie Gefühle für mich hatte. Sie war diejenige die die Unterhaltung über ein „Was wäre…?“ in Gang brachte. Viele Gespräche, viel Nachdenken – alle zusammen oder auch einzeln. Ich merkte, dass ich Gefühle für sie hatte (und für ihn) – alles Gefühle, die vollständig begraben waren (denn es war ja schließlich nicht möglich jeden von ihnen so zu lieben, stimmt‘s?)…
Es war also etwas, das Ihr drei ganz bewusst zusammen ausgearbeitet habt.
Ja. Wir waren alle sehr gespannt nachdem uns klar geworden war, dass wir uns lieben und alle dasselbe wollten (eine langfristige gegenseitige Hingabe in einer Beziehung zu dritt). Und dann gab es da eine MENGE offener und ehrlicher Gespräche, natürlich. Das braucht ja jede erfolgreiche Zweierbeziehung – und wir drei noch viel mehr. Für uns war es unheimlich wichtig, dass jeder einzelne von uns auf der gleichen Wellenlänge ist, das Gleiche meint – denn sonst hätten wir gar nichts tun können. Keiner sollte sich zu irgendetwas gedrängt oder gezwungen fühlen. Wir versuchten wirklich das Ganze aus den verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten, einschließlich der potentiellen Probleme, die wir bekommen könnten und fühlten uns okay um einen weiteren Schritt vorwärts zu gehen. Jeder Schritt vorwärts fühlte sich so richtig an auf so vielen Ebenen, und Türen gingen auf zu allen Seiten. Es gab unzählige Augenblicke wo wir einander ansahen und sagten: „Es ist verrückt, aber wenn ich noch ein fundamentalistischer Christ wäre, würde ich sagen: Gott segnet uns offenbar...“
Wir gingen sehr kleine und vorsichtige Schritte voran, zögernd, auf jedem Zentimeter überwältigt davon wie schön, wie perfekt, wie gesund, wie „gerade richtig“ es sich immer anfühlte. Unsere Ängste vor jedem nächsten Schritt wurden immer ersetzt durch ein furchtsames Gehen und dann die Erfahrung, wie herrlich es ist.
Lachend können wir immer noch nicht glauben, dass wir am Anfang den Mut gefunden haben, das auszuprobieren.
Lebt Ihr immer noch zusammen?
Yep. Wir würden es anders nicht aushalten. Das Jahr in dem wir getrennt lebten war ENTSETZLICH. Lustig ist: Da es eine neue Beziehung war, war es total spannend, aber total anstrengend. In dem Augenblick in dem wir unser großes Haus zusammen kauften, haben wir alle einen kollektiven Seufzer der Erleichterung ausgestoßen. Dann kam die Feinabstimmung bei dem Versuch, zwei Familien miteinander zu verbinden. Das braucht Zeit, aber da wir sehr ähnliche Erziehungsstile haben und die Kinder und Teens einander schon sehr nah waren, vernetzte sich alles sehr gut. Wenn wir nicht gedacht hätten, dass die zwei Familien gut miteinander verbunden werden können, hätten wir das Ganze gelassen, denn wir fühlen sehr stark für unsere Kinder und wollen das Beste für sie.
Wie lange lebt Ihr jetzt zusammen?
Zwei Jahre in diesem Frühling.
Ist Eifersucht ein Problem? Wenn sich zum Beispiel einer ausgeschlossen fühlt aus dem was die beiden anderen tun oder fühlen?
Mit Eifersucht hatten wir am Anfang zu kämpfen. Wir waren begeistert, dass wir alle einander liebten, aber es war leicht, sich unsicher zu fühlen. Wenn ich gesehen habe, wie die beiden besonders zärtlich zueinander waren, hätte ich denken können: „Oh nein! Sie haben alle diese gemeinsamen Jahre ihrer Ehe miteinander. Da kann ich niemals mithalten!“. Wenn er uns sah, während wir zärtlich zueinander waren, hätte er denken können: „Oh nein! Sie sind schon immer beste Freundinnen. Sie wollen mich wahrscheinlich gar nicht in ihrer Nähe haben!“ Und wenn sie uns sah, während wir zärtlich zueinander waren, hätte sie sagen können: „Oh nein! Sie werden das alles hinschmeißen und entscheiden, dass sie mich nicht brauchen!“
Darüber hätten wir uns Sorgen machen können – aber das ist nie wirklich geschehen wie wir feststellten, als wir unsere Ängste miteinander teilten. Wir mussten noch lernen, dass Liebe größer sein kann als zwei. Die Erkenntnis, dass jedes Bein der Beziehung stark sein muss, weil das ganze Ding sonst auseinander fällt, war eine der wichtigsten Entdeckungen für uns. Und es war eine, die uns half, in eine wirklich solide Liebesbeziehung zu dritt hineinzuwachsen.
Wir lernten, wenn ich ihn intensiv liebte, dann stärkt und unterstützt das meine Liebesbeziehung mit ihr (und ihre Beziehung zu ihm ebenfalls) und so weiter. Normalerweise denkst Du ja: Wenn Dein Lebenspartner irgendjemand anderen liebt würde das Deine Beziehung zu den beiden schwächen. In unserem Fall, da wir eine Drei-Personen-Beziehung sind, bedeutet es wenn ich sehe wie meine Geliebten fröhlich miteinander umgehen, dass unsere Drei-Personen-Beziehung stabil und unterstützend ist. Ihre Liebe stärkt meine persönlichen Beziehungen mit ihnen beiden und unsere gemeinsame Beziehung zu dritt.
Es hat eine Weile gedauert bis wir das in unseren Köpfen klar bekommen haben, denn es unterscheidet sich so sehr von dem Denken über Liebe, in dem wir aufgewachsen sind. Als wir gelernt haben, die einzelnen Beziehungen unserer Partner als eine Stärke und nicht eine Bedrohung zu sehen, merkten wir, dass wir befreit waren aus der Falle von Eifersucht und Unsicherheit. Das hat uns wachsen lassen und unsere Liebe tiefer werden lassen. Unsicherheiten kommen immer mal wieder hoch – aber mittlerweile auf einer ganz anderen Ebene – ganz normaler Alltagskram. Meistens haben wir eine Menge Spaß zusammen.
Sie sagten meiner Partnerin, sie wünschten sie wäre bei einem Autounfall gestorben, so wäre sie wenigstens in den Himmel gekommen.
Habt Ihr das Gefühl, Ihr müsstet Eure Beziehung vor dem Rest der Welt geheimhalten? Ist das psychologisch schwer für Euch, nicht offen darüber sein zu können, wer Ihr seid und wie Ihr lebt?
Persönlich fühle ich mich sehr gezwungen das zu verstecken – fast nur wegen unserer Kinder und um der Sicherheit unserer beruflichen Karrieren wegen. Wir haben acht Kinder in unserem Haus und wir leben in einer extrem konservativen Stadt in einer sehr republikanischen Gegend des amerikanischen Südens. Diese Art Stadt in der ein schwules Kind dieser Tage normalerweise Selbstmord begeht. Es gibt eine konservative Kirche an nahezu jeder Ecke und die paar Menschen die mutig genug waren, offen zu ihrer Homosexualität zu stehen haben eine Menge Schwierigkeiten bekommen.
Wir haben entschieden, dass wir es nicht riskieren wollen, dass unsere Kinder wegen unserer Entscheidungen verfolgt werden. Auch berufsmäßig – wir sind alle gut in unseren Jobs und leisten sehr gute Arbeit, aber wir wissen, dass viele Arbeitgeber sich ganz offen zum rechten Flügel bekennen und ebenso offen homophob sind (und wir können nur raten, was sie wohl uns gegenüber fühlen würden, wenn sie es wüssten). Ein Mann mit dem ich manchmal zusammenarbeiten muss und der viel Einfluss in meinem Bereich hat, bringt offen zum Ausdruck, dass er glaubt, homosexuelle Menschen wären psychologisch krank.
Deshalb leben wir einfach als „Hausfreunde“ - auch vor unseren Kindern. Wir waren bei diesem Thema etwas unterschiedlicher Meinung, wie ich erzählt habe, und ich bin diejenige die am zögerlichsten damit ist, sich zu outen. Meine beiden Geliebten sind wirklich sehr lieb gewesen und haben meine Ängste wegen der Kinder respektiert und zugestimmt, dass wir das erstmal für uns behalten. Aber wir freuen uns alle auf den Tag, an dem wir einfach offen sein können.
Die Teenager wissen, dass wir alle in einer Beziehung miteinander sind, weil es einfach unheimlich schwierig ist, irgendetwas vor einem Teenager geheim zu halten. Die jüngeren Kinder wissen es nicht. Sie wissen nur, dass wir alle Beste Freunde sind. Die Teenager waren erst aufgebracht darüber, aber mittlerweile mögen sie es. Einer von ihnen sagte vor Kurzem: „Ich kann es nicht glauben, dass ich jemals dachte, es wäre merkwürdig, dass Ihr alle zusammen seid. Ich liebe es zwei Mütter zu haben!“
Eines unserer Elternpaare hat es durch sehr respektloses Herumschnüffeln herausgefunden und daraufhin ihr eigenes erwachsenes Kind verleugnet. Sie sagten meiner Partnerin, sie wünschten sie wäre bei einem Autounfall gestorben, so wäre sie wenigstens in den Himmel gekommen. Sie sagten und taten einige wirklich grausame Sachen, darunter auch das Streuen von „christlichen“ Gerüchten (Ihr wisst schon: die Bitte um „Gebet“). Also das… puh, das war ein Spaß da durch zu gehen. Mit einer Familie wie dieser braucht man keine Feinde, richtig?
Soweit es das offen sein zu Hause angeht, haben wir eine tolle Zeit in unserem Haus und es ist sehr deutlich, dass wir alle Beste Freunde sind. Es gibt immer etwas zum Lachen. Wir sind alle drei sehr unbeschwert, verspielt und liebevoll und das schafft eine fröhliche Atmosphäre. Die Kinder werden durch drei Erwachsene unterstützt, die sie lieben und es ist immer jemand für sie da, wenn sie von der Schule nach Hause kommen oder jemand, der an bedeutenden Schulterminen teilnimmt (wir stimmen unsere Arbeitszeiten so ab, dass immer jemand da ist, um für die Kinder zu sorgen).
Für uns ist unser Zuhause ein Geschenk Gottes. Und das Beste von allem: Das Haupt-Schlafzimmer und das Neben-Schlafzimmer sind durch ein Badezimmer verbunden. Das erlaubt uns eine „Flügel“ des Hauses nur für uns Erwachsene zu haben. Es wird schön sein, eines Tages ganz offen leben zu können – aber das wird warten müssen bis die Kinder erwachsen sind und wir umziehen können. Im Augenblick ist der Erwachsenen-Flügel unser Stück Himmel am Ende eines jeden Tages.
Wir funktioniert das in Eurem sozialen Umfeld? Der Welt macht Ihr vor, dass Ihr wirklich nur EIN Paar seid – mit so etwas wie einem Zimmergenossen? Was ist wenn, sagen wir, ein verheiratetes Paar Euch einlädt: Kommen dann immer dieselben beiden von Euch oder alle drei oder was?
Oft treten wir zu dritt auf. Ich bin die beste Freundin und sie sind das verheiratete Paar. Das nervt meine beiden Partner sehr, aber das ist, wie ich schon sagte, die Art, wie ich es zur Zeit bevorzuge. Aber oft gehe ich auch mit einem von beiden irgendwo hin und der andere Erwachsene bleibt zu Hause und passt auf die Kinder auf (egal ob es eine Sportveranstaltung ist oder eine Aktivität in einer der Schulen unserer Kinder). Die Menschen sind mittlerweile daran gewöhnt, dass wir als eine wechselnde Einheit von dreien auftreten. Die andere Sache ist, dass wir wirklich nicht sehr oft ausgehen. Zwischen dem Aufziehen all der Kinder, die alle sehr aktiv sind, und der Arbeit in unseren Berufen, die sehr anspruchsvoll sein kann und dem Versuch, Herr über die gigantischen Wäscheberge zu werden, die unser Haus produziert, haben wir nicht besonders viel Freizeit um an Veranstaltungen teilzunehmen, selbst wenn wir es wollten.
Wie läuft das sexuell? Ist jeder von Euch bisexuell? Schlaft Ihr alle im gleichen Bett?
Er ist nicht bisexuell. Ich nehme an, dass die beiden Frauen es sind. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob wir das sind. Ich weiß nur, dass ich sie liebe. Und sie liebt mich. Und intim zu werden fühlt sich sinnvoll an, wenn man die Tiefe der Gefühle berücksichtigt, die wir füreinander haben. Wir sind ja in den Jahren vorher schon unheimlich enge Freundinnen gewesen und es fühlte sich niemals nah genug an. Jetzt fühlt es sich richtig an.
Wir schlafen alle jede Nacht zusammen. Die Person in der Mitte wird schwer bekuschelt. Das ist lustig.
Sexuell haben wir eine Menge darüber gelernt, wie drei Menschen ein unheimlich wundervolles Erlebnis haben können, dass sich für jeden nach Liebe anfühlt. Ab und an scherzen wir über den Bestseller, den wir eines Tages schreiben werden, darüber „Wie man erstaunliche Dreier erlebt“. Es war herrlich zu erleben, dass man zu dritt das Gefühl haben kann, „Eins“ zu sein. Das geht total. Das war eines der Dinge über die wir uns erst Sorgen gemacht haben – wie würden wir das mit dem Sex machen? Mittlerweile nimmt mein Verstand automatisch an, dass es drei Personen dafür braucht.
Wir haben auch Sex zu weit, aber nicht so oft. Wir bevorzugen normalerweise drei, aber erfreuen uns auch an zweisamer Zeit, wenn es sich ergibt – vielleicht so einmal in der Woche für jeden von uns.
Die Welt ist sehr auf Paare ausgerichtet. Fühlst Du manchmal das Verlangen, einfach nur Teil einer „normalen“ Zweier-Beziehung zu sein? Weißt Du was ich meine? Fühlt es sich manchmal einsam an zu wissen, dass Du in einer so radikal anderen Art von Liebe und Beziehung lebst als der Rest der Welt?
Der einzige Grund warum ich nur ein Paar sein wollen würde, wäre die Möglichkeit zu haben, aus meinem Haus zu kommen und dabei meinen Partner zu umarmen. Wenn ich das wollte. Ich kann das nicht tun. Ich habe gedacht, das gehört sich so für eine Frau in einer heterosexuellen Ehe. Ich habe nie über den Fakt nachgedacht, dass ich im Supermarkt die Hand meines Partner „zu halten habe“. Ich habe es einfach gemacht wenn ich es wollte. Ich habe nie über die Tatsache nachgedacht, dass er unter Freunden seinen Arm um mich legen könnte. Das war für mich einfach normal. Jetzt halte ich das nicht mehr für normal. Das ist etwas, was uns alle nervt. Meine Partnerin schwört, dass diese ganze Erfahrung sie noch zu einer totalen Homosexuellen-Rechte-Aktivistin machen wird, die in Paraden mitmarschiert. Wir haben schon vorher mit homosexuellen Paaren mitgefühlt, aber uns war nie klar, wie es sich ANFÜHLT. Es ist schrecklich.
Am Anfang von all dem, als wir die ersten Gespräche und Gedanken hatten, wurde mir klar, dass der einzige Grund, der mich davon abhielt war, dass meine Gesellschaft das nicht als möglich Option zuließ. Es schien eine Schande zu sein, etwas, das sich auf so vielen Ebenen richtig anfühlte nur deshalb fallen zu lassen, um von der Mehrheit anerkannt zu werden. An meinem Totenbett würde ich dann flüstern: „Gut, ich habe ein mit Freude gefülltes Leben mit meinen beiden besten Freunden ausgeschlagen, damit die Welt mich mag!“ Niemals! Ich mag Bestätigung von anderen ebenso wie jeder andere, aber das ist es nicht wert, dafür Liebe aufzugeben.
Und ich liebe meinen beiden Partner. Ich liebe unser gemeinsames Leben. Ich liebe unser großes fröhliches Zuhause. Aber ich liebe es nicht in einer Gemeinschaft zu leben, die mich lieber als Single-Mutter sehen würde die sich mit vier Kindern abmüht als die Unterstützung zweier Erwachsener zu haben die mich innig als einen Lebenspartner lieben. Die Tatsache dass die Gemeinschaft in der ich lebe ernsthaft glaubt, dass meine sexuelle Beziehung mit meinem misshandelnden Ex-Ehemann rechtschaffen war, aber dass meine sexuelle Beziehung mit zwei hingegebenen Lebenspartnern falsch ist, scheint so scheinheilig. Es macht vor allem auch keinen Sinn wie sie „biblische Ehe“ definieren, wenn die Bibel voll von Vereinigungen von mehr als zwei Partnern ist. „Ein Mann, eine Frau“ - wirklich? Welche Bibel lesen sie eigentlich?
Wir sind keine Monster. Wir sind keine Verrückten. Wir sind einfach normale Alltagsmenschen die festgestellt haben, dass für uns Liebe größer sein kann als zwei.
Kennt Ihr andere polyamore oder poly-fidele... Beziehungseinheiten? (ich schätze "Paare" ist da nicht das richtige Wort, oder?) Also kennt Ihr andere die so sind wie Ihr?
Nein. Ich bin sicher, dass es sie dort draußen gibt, aber ich kenne keine persönlich. Das ist okay. Ganz ehrlich - ich glaube nicht dass das für sehr viele Menschen funktionieren würde. Bei uns funktioniert es, weil wir die richtigen drei Menschen füreinander sind. Es ist schon schwer genug, eine richtige Person für sich zu finden, wieviel mehr dann zwei! Wenn ich über meine Dreier-Beziehung nachdenke fühle ich mich fast immer unendlich glücklich - so als würde Gott uns anlächeln. Ich werde von zwei besten Freunden und Geliebten geliebt. Und ich kann zwei erstaunliche Menschen zurück lieben (und sie sind wirklich erstaunlich!). Ich kann ein ganzes Haus voller Kinder lieben. Das fühlt sich nach so viel Güte an. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und in unsere Einfahrt fahre, lächle ich. Ich liebe uns!
Wir kannten ein Paar das kürzlich versuchte polyarmor zu leben. Aber es sah eher so aus als ginge es darum, eine Affäre einzubauen. Ein Partner wollte gern jemand Drittes dazu nehmen, während der andere darüber weinte und weinte und weinte aber schließlich widerwillig einwilligte, weil sie dachte, sie müsste es. Und es waren auch Kinder betroffen, was es noch schlimmer machte. Das machte uns wütend. Das ist nicht das was wir sind oder wer wir sind. Wir taten es weil wir ALLE es wollten - kein Zwang, kein Druck, keine Unterdrückung der Bedürfnisse eines Partners zu Gunsten eines anderen. Aus unserer Sicht ist es nicht liebevoll oder respektvoll zu versuchen eine Dreierbeziehung zu etablieren wenn ein Partner nur zwei möchte.
Was möchtet Ihr die Menschen gern wissen lassen über Menschen wie Euch und Beziehungen wie die Eure?
Dass wir normale, zuverlässige Bürger sind. Dass wir Berufstätige sind mit denen Du im Büro zusammenarbeitest. Lehrer im Klassenraum Deiner Kinder, die Person die Dir die Post bringt, der Arzt, der nach Deiner Verletzung sieht. Dass wir die Mutter am Rand des Fußballfeldes sind. Dass wir der Vater beim Schulausflug sind. Dass wir die Menschen mit einem wirklich vollgepackten Einkaufswagen im Supermarkt sind, die vor Dir stehen. Dass wir im konservativen Amerika aufgewachsen sind und ganz sicher nie gedacht hätten, dass wir mal so etwas tun würden. Dass wir sicher nicht nach etwas gesucht haben, dass außerhalb der Norm ist, aber dass die Liebe uns gefunden hat und dass wir die Norm verlassen haben um sie zu treffen.
Wir sind keine Monster. Wir sind keine Verrückten. Wir sind einfach normale Alltagsmenschen die festgestellt haben, dass für uns Liebe größer sein kann als zwei.
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Originaler Artikel von John Shore
aus dem Englischen übersetzt von Marco Neumann
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Über John Shore
John Shore ist Autor von „UNFAIR: Christians and the LGBT Question" und etlicher weiterer Bücher. Er schrieb unzählige Blog-Beiträge und betrieb viele Jahre einen eigenen Blog. Man kann ihn als Editor, Ghost-Writer, Co-Autor oder auch als Autoren-Coach anfragen.