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vom 13.07.2017 - Autor: Matthew Distefano - übersetzt von Marco Neumann

Lieber dispensionalistischer Gott,

bevor Du entscheidest, ob ich bei der Entrückung dabei sein darf oder nicht, lies bitte das Folgende. Allerdings – ich will ehrlich sein – wird es nicht nett werden. Ich fürchte, mein Schicksal ist am Ende dieses Briefes besiegelt. Er ist nicht als ein Angriff gedacht, wirklich. Es ist mir nur wichtig, dass Du weißt, wie ich zu dieser Sache stehe.

Oh… das erinnert mich an etwas. Ich bin schon seit geraumer Zeit ganz wild darauf, Dich etwas zu fragen: Wie kommt es, dass Deine Nachfolger sagen, meine Worte wären verletzend? Impliziert das nicht, dass Du ein Problem mit Deinem Selbstwertgefühl hast – das was Richard Rohr ein „kleines Selbst“ nennt? Aber… egal.

Zurück zu dieser Entrückungsgeschichte…

Ich weiß es gibt massenhaft Leute von uns da draußen, die meinen „Die Bibel sagt ganz klar,...“, aber komm schon: Dieses Buch – oder besser diese Sammlung von "Büchern" – könnte nicht weniger klar sein, wenn Du da mal reinschaust.

Aber trotzdem, wenn diese Entrückung so wichtig ist, warum gibt es dazu nicht ein paar mehr Verse die ein bisschen klarer sind als, sagen wir, 1. Thessalonicher 4, 15-17? Wie kann es sein, dass jemand wie N.T. Wright die falsch versteht während John Hagee es auf den Kopf trifft? Ich weiß, das ist kein Argument, aber… ich meine komm schon! Ich kann einfach nicht glauben, dass die richtige Art diese Stelle zu lesen den originalen Kontext ignorieren muss! Siehst Du was ich meine mit dieser vermeintlichen biblischen Klarheit – inwiefern ist das „klar“? Auf jeden Fall, da "Entrückung" also die Art ist, wie Du die Dinge regeln willst, möchte ich mir ein paar Dinge von der Seele reden.

Zuerst: Beschreiben die hebräischen Autoren die Schöpfung nicht als „tov tov“? Ich weiß, mein Hebräisch hat ein paar Lücken, aber ich dachte das würde „sehr gut“ bedeuten. Ich kann die Beschreibung von Dir in der ersten Schöpfungs-Erzählung im ersten Buch Mose nicht auf einen Nenner bringen mit dem Zerstörer-Gott für den Dich viele halten. Vergib mir, aber Du erinnerst mich an den römischen Gott Janus – mit einer Prise des Hindu-Gottes Shiva.

Zweitens: Was ist Dein Plan mit all diesen unartigen Menschen die zurück bleiben? Willst Du sie ernsthaft für eine Weile da unten lassen – entweder 7 oder 3,5 Jahre – und sie dann alle in die Hölle schicken? Warum? Weil sie atheistisch sind?

Oder agnostisch?

Oder homosexuell?

Oder Muslime?

Oder Hindus?

Oder Sikhs?

Oder Wiccas?

Oder… Na ich glaube Du weißt, was ich sagen will!

Und wie war das mit dieser „das verlorene Schaf suchen“ Geschichte? Die hätte dann vielleicht so enden sollen, dass der Hirte ein Drittel der Schafe entrückt und sich danach irgendwo bis zum Morgengrauen versteckt. Und was ist mit dem verschwenderischen Sohn, der als „umgekommen“ beschrieben wird? Es war niemals zu spät für seinen Vater! Vielleicht wäre die Warnung „Achtung! Packungsinhalt weicht von der Abbildung ab“ nach dieser Passage angebracht gewesen, so dass wir „klar“ die Botschaft verstehen können, die unsere Beziehung zu Dir betrifft. Wieder: Das ist nicht als Angriff gemeint. Es scheint nur so, dass die Dinge ruhig ein bisschen klarer sein könnten wenn das Ende des menschlichen Dramas wirklich hoffnungslos ist.

Wenn ich mit Dir handeln dürfte… Ich würde vorschlagen, dass vielleicht die Nicht-Christen entrückt werden sollten. Wenn nämlich die Nachfolger Deines Sohnes Jesus der „Leib Christi“ sein sollen – wie es geschrieben steht – also wenn dann jemand dafür bestraft werden soll, dass die Erde zu einer Hölle geworden ist, dann doch wohl genau dieser „Leib“, der damit beauftragt ist, der Welt Heilung zu bringen.

Wenn ich eine Analogie aufzeigen dürfte – würdest Du den Patienten dafür bestrafen, dass der Arzt seinen Job nicht macht? Nein, Du würdest gegen den Arzt ermitteln, der vor allem anderen dazu verpflichtet ist, keinen Schaden zuzufügen. Wenn die Welt zu verloren ist um gerettet zu werden, dann wirf uns das vor! Denn wir haben ganz sicher unseren Anteil an dem Schaden.

Sieh mal, es tut mir wirklich leid, dass ich darin versagt habe an Dich zu glauben und Dich durch und durch zu lieben. Wenn Du Dich erinnern kannst: Ich war entsetzt über Dich. Ich meine, Deine Opferzahlen übertreffen die von Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger und Silvester Stallone zusammen – grob geschätzt… ich habe nicht wirklich gezählt.

Weil Du alles weißt erinnerst Du Dich sicher, dass ich es nicht übereinanderbringen konnte: Wer Jesus einfach zu sein schien und die „einfache Wahrheit“ dass Du diesen Typen names Onan ermordet hast zum Beispiel. Ich meine, Jesus behauptete an ihm könnte man Dein ganzes Wesen erkennen – er wäre Dein Wort. Ich kann ihn mir einfach nicht vorstellen, wie er einen Typen umbringt weil der – vergib mir bitte erneut – beim Sex zu früh rausgezogen hat.

Und erinnerst Du Dich an die Träume, die ich hatte? Die kamen von solchen Geschichten! Mich in den Schöpfer solcher Szenarien zu verlieben klingt ein bisschen „Stockholm Syndromisch“, oder?

Ich hoffe, Du überdenkst diese geplante Entrückungsgeschichte noch einmal. Wie wäre es statt dessen mit einem globalen „Weg nach Damaskus“ Ereignis? Das funktionierte bei einem der schlimmsten Terroristen der Menschheitsgeschichte! Vielleicht würde das auch heute funktionieren? Falls Du einen Augenblick Zeit hast, sprich doch bitte mit Deinem Sohn darüber. Er wird wissen was zu tun ist!

 

Von,

Matthew J. Distefano (ein besorgter Bürger)

 

P.S.: Ich schicke eine Kopie an Jesus. Ich hoffe, das macht Dir nichts aus.

Originaler Artikel von Matthew Distefano

aus dem Englischen übersetzt von Marco Neumann

Artikel im Original lesen

 


Über Matthew Distefano

Matthew Distefano ist der Autor von „All Set Free: How God is Revealed in Jesus and Why That is Really Good News“ und von "A Journey with two Mystics" sowie von "From the Blood of Abel: Humanity's Root Causes of Violence and the Bible's Theological-Anthropological Solution". Er schreibt außerdem regelmäßig für The Raven Foundation und kürzlich für Sojo.net. Du kannst ihn auf seiner Website, bei Facebook und Twitter finden.

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